Legionellen in Trinkwasseranlagen – Grundlagen, Risiken und Prävention
Mit steigenden Fallzahlen und verschärften gesetzlichen Anforderungen gewinnt die Auseinandersetzung mit Legionellen in Trinkwassersystemen zunehmend an Bedeutung. Nur mit einem fundierten Verständnis der biologischen Eigenschaften und technischen Einflussfaktoren lassen sich wirksame Präventions- und Bekämpfungsmassnahmen ableiten.
Was sind Legionellen
Legionellen sind stäbchenförmige, gramnegative Bakterien, die natürlicherweise in Oberflächengewässern wie Seen, Flüssen und Thermalquellen vorkommen. Sie gehören zur Gattung Legionella, von der über 60 Arten bekannt sind. Besonders relevant für die menschliche Gesundheit ist die Art Legionella pneumophila, da sie für den Grossteil der Infektionen verantwortlich ist.
Diese aeroben Bakterien sind typischerweise 2 bis 5 Mikrometer lang und 0,5 bis 0,8 Mikrometer breit. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit können sie sich unter bestimmten Bedingungen auch in künstlichen Wassersystemen wie Trinkwasserinstallationen etablieren und stark vermehren.
Erstmals wissenschaftlich dokumentiert wurden Legionellen im Jahr 1976, als es in den USA bei einem Veteranentreffen der „American Legion“ in Philadelphia zu einem Krankheitsausbruch kam. Dabei infizierten sich über 180 Personen, 29 starben. Die damals neu identifizierte Erkrankung wurde als „Legionärskrankheit“ bekannt.
In geringer Konzentration stellen Legionellen meist keine Gefahr dar. Problematisch wird es jedoch, wenn sie sich in Trinkwassersystemen unter günstigen Bedingungen unkontrolliert vermehren. Bereits eine einzige Legionelle kann sich innerhalb von 48 Stunden auf bis zu 4.000 Bakterien vervielfältigen.
Die Bakterien bevorzugen Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C, besonders in stagnierendem Wasser und in sogenannten Biofilmen, die sich an Innenwänden von Rohrleitungen bilden. Unter 20 °C sind sie kaum aktiv, ab etwa 60 °C sterben sie innerhalb weniger Minuten ab.
Aufbau von Legionella pneumophila

Legionellen in unserem kompakten Video erklärt
Erkrankungen durch Legionellen
Eine Infektion mit Legionellen kann zwei verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen, die beide meldepflichtig sind:
Die Legionärskrankheit (Legionellose) ist eine atypische Lungenentzündung (Pneumonie), die mit Symptomen wie hohem Fieber, Husten, Atemnot, Muskelschmerzen und gastrointestinalen Beschwerden einhergeht. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwei bis zehn Tage. Ohne antibiotische Therapie kann die Erkrankung einen schweren bis tödlichen Verlauf nehmen. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Personen, ältere Menschen und Raucherinnen und Raucher. Epidemiologische Auswertungen zeigen zudem, dass Männer signifikant häufiger betroffen sind als Frauen.
Das Pontiac-Fieber hingegen verläuft milder und ähnelt einer Grippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Eine Lungenbeteiligung liegt hier nicht vor, die Erkrankung heilt meist innerhalb weniger Tage von selbst aus.
In der Schweiz wurden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Jahr 2023 insgesamt 641 Fälle von Legionellose gemeldet. Die Krankheit wird jedoch häufig unterdiagnostiziert, da Legionellen-Infektionen bei Pneumonien oft empirisch mit breitspektrigen Antibiotika behandelt werden, ohne dass eine Legionellose in Betracht gezogen wird. Fachkreise schätzen die Dunkelziffer auf rund 2’500 Fälle pro Jahr. Trotz adäquater Antibiotika-Behandlung liegt die Sterblichkeitsrate bei etwa 5–10 %.
Übertragungswege von Legionellen
Die Ansteckung mit Legionellen erfolgt in der Regel nicht durch das Trinken von Wasser, sondern durch das Einatmen fein zerstäubten, vernebelten Wassers in Form von Aerosolen. Solche Aerosole entstehen etwa beim Duschen, Baden, in Whirlpools, Dampfbädern, bei der Toilettenspülung, in Klimaanlagen oder Luftbefeuchter. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist bislang nicht bekannt.
Biofilme – Nährboden und Schutzschild
Eine der grössten Herausforderungen in der Bekämpfung von Legionellen stellen sogenannte Biofilme dar. Dabei handelt es sich um schleimige Schichten aus Bakterien und anderen Mikroorganismen, die sich auf feuchten Oberflächen wie Wasserleitungen bilden.
Biofilme entstehen, wenn Wasser lange in einer Leitung steht oder nur selten genutzt wird. Einzelne Bakterien lagern sich an und beginnen, sich zu vermehren. Sie produzieren eine schützende Matrix aus Polysacchariden, Proteinen und weiteren Substanzen, wodurch die Mikroorganismen zusammengehalten und vor äusseren Einflüssen geschützt werden.
Innerhalb dieser Struktur fühlen sich Legionellen besonders wohl: Sie profitieren von den idealen Wachstumsbedingungen und sind gleichzeitig besser vor Hitze, chemischen Einflüssen und Desinfektionsmitteln geschützt.
Bedingungen für die Vermehrung
Bestimmte Bedingungen begünstigen die Vermehrung von Legionellen und Biofilmen:
- Stagnierendes oder langsam fliessendes Wasser
- Wassertemperaturen zwischen 25 °C und 45 °C
- Totleitungen und selten genutzte Entnahmestellen
- Niedriger Wasserdruck
- Ungeeignetes Leitungsmaterial
- Organische Nährstoffe im Wasser
Untersuchungsmethoden
Traditionell erfolgt der Nachweis von Legionellen durch Kultivierung auf selektiven Nährmedien. Dabei werden jedoch nur jene Bakterien erfasst, die sich unter Laborbedingungen vermehren lassen – das entspricht oft nur einem Bruchteil (0,01–1 %) der tatsächlich vorhandenen Mikroorganismen.
Eine moderne und aussagekräftigere Methode ist die Durchflusszytometrie. Sie ermöglicht die Erfassung aller intakten Zellen – unabhängig von ihrer Kultivierbarkeit – und bietet somit ein realistisches Bild der hygienischen Gesamtsituation. Unser Partnerlabor Hydrolab liefert auf diesem Weg zuverlässige und schnelle Resultate.
Gesetzliche Pflichten
Die Schweizerische Trinkwasserverordnung regelt klare Grenzwerte für Legionellen:
- In Duschanlagen: Meldepflicht ab 1.000 KBE/L
- In Sprudelbäder oder Becken mit Temperaturen über 23 °C: Grenzwert bei 100 KBE/L
- KBE: kolonienbildende Einheiten
Darüber hinaus gilt eine Untersuchungspflicht für stagnierende Leitungen, die spätestens alle 72 Stunden gespült oder genutzt werden müssen, um eine mikrobielle Belastung zu vermeiden.
Massnahmen zur Prävention und Bekämpfung
Es gibt verschiedene Massnahmen, die Bildung von Legionellen in Wasserleitungen zu verhindern:
- Regelmässige Wartung und Reinigung: Durch Inspektionen und Reinigungen von Wasserleitungen und -tanks kann die Bildung von Biofilmen reduziert werden. Allerdings geht dies mit erhöhtem Wasserverbrauch und personellem Aufwand einher.
- Temperaturkontrolle: In Warmwassersystemen sollten Temperaturen über 60 °C gehalten werden, um Legionellen effektiv abzutöten. In Kaltwassersystemen hemmen Temperaturen unter 20 °C das Bakterienwachstum. Diese Methode ist zuverlässig, erreicht jedoch nicht immer die erforderlichen Temperaturen an allen Entnahmestellen.
- Durchspülen der Leitungen: Regelmässiges Spülen der Wasserleitungen, insbesondere in wenig genutzten Bereichen, verhindert Stagnation und verringert die Bildung von Biofilmen. Diese Massnahme ist jedoch mit erhöhtem Personalaufwand verbunden und bietet keine vollständige Sicherheit.
- Ultrafiltration: Durch den Einsatz mechanischer Filter können Legionellen aus dem Wasser entfernt werden. Die Filter sind kostenintensiv und müssen regelmässig (ca. alle 30 Tage) ersetzt werden. Ausserdem bleibt das Wasser nur direkt hinter dem Filter keimarm.
- Thermische Desinfektion: Dabei wird das Wasser kurzzeitig auf über 70 °C erhitzt. Diese Methode ist effektiv, aber energieintensiv und kann das Material der Anlagen belasten.
- Chemische Stossdesinfektion: Der kurzzeitige Einsatz hochkonzentrierter Desinfektionsmittel kann einen Befall rasch eindämmen, führt jedoch nicht immer zur dauerhaften Entfernung von Biofilmen. Zudem muss der Betrieb für 24 bis 48 Stunden unterbrochen werden.
- Totleitungen vermeiden: In nicht zirkulierenden Leitungen kann Wasser stagnieren. Diese sollten entweder entfernt oder regelmässig gespült werden, um mikrobielles Wachstum zu verhindern.
Die Hydroliq Lösung: Desinfektion mit HOCl

Eine zukunftsweisende Alternative bietet unsere Lösung WATER DISINFECTION Plus, bei der Hypochlorige Säure (HOCl) zum Einsatz kommt. Diese Lösung stellt eine nachhaltige, sichere und wirtschaftliche Langzeitlösung dar – ganz ohne Betriebsunterbrechungen oder hohen Wartungsaufwand.
Vorteile
- Langfristiger Schutz für zuverlässige Sicherheit
- Kontinuierliche, rückstandsfreie Wasserdesinfektion
- Aktiver Abbau von Biofilmen
- Schutz vor Wiederverkeimung
- Geruchs- und geschmacksneutral
- Umweltfreundlich und materialschonend
- Einfache Integration in bestehende Dosiersysteme
- Geringer Energiebedarf
Fazit
Ein Legionellenbefall in Trinkwasserinstallationen ist ein ernstzunehmendes, jedoch kontrollierbares Risiko. Wissenschaftlich fundierte Diagnostik, technische Prävention und innovative Desinfektionsmethoden ermöglichen eine sichere Wasserversorgung – auch in sensiblen Bereichen wie Spitälern, Pflegeeinrichtungen oder Hotels.
Hydroliq bietet mit seiner HOCl-basierten Lösung einen ganzheitlichen, zukunftsfähigen Ansatz zur mikrobiologischen Absicherung von Trinkwassersystemen – nachhaltig, effizient und sicher.